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Channel: Mail – Unser täglich Spam
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Und schon wieder eine E-Mail mit ver­gif­tetem Anhang, dies­mal keine Excel-Mappe, sondern eine Java­script-Datei.

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Aha, der namen­lose Ab­sender weiß also nicht, wie ich heiße, fum­melt aber mit meinem Geld herum. Um was zum hac­kenden Henker es dabei geht und welche Pro­bleme dabei auf­ge­treten sind, konnte er leider nicht mehr in die E-Mail schrei­ben, weil das Mail­papier alle war – und des­halb steht es an­geb­lich in einem Anhang.

Und genau dieses Schema bedeutet: ALARM!

Solche Spams, die kei­ner­lei kon­krete In­for­ma­tion ent­halten und mit aller­lei Be­grün­dungen zum Öff­nen eines An­hanges ver­leiten, aus dem man erst er­fährt, um was es über­haupt geht, sind immer Schad­soft­ware. Wer den An­hang mit Doppel­klick öffnet, hat ver­loren und hin­ter­her einen Com­puter an­de­rer Leute auf dem Tisch stehen.

Das gilt auch in diesem Fall.

An der Spam hängt ein ZIP-Archiv. Dieses enthält eine ein­zi­ge Datei, und zwar ein vor­sätz­lich kryp­tisch und un­ver­ständ­lich ge­co­de­tes Java­script-Pro­gramm¹. Warum das vor­sätz­lich un­ver­ständ­lich pro­gram­miert wurde? Na, um eine Analyse zu er­schwe­ren, denn es handelt sich um Schad­soft­ware. Diese ist auch schon zwei oder drei Tage alt, so dass sie in­zwischen von gut der Hälfte der gän­gi­gen Anti­virus-Schlan­gen­öle als Schad­soft­ware er­kannt wird.

Da man sich auf Anti­virus-Schlan­gen­öle nicht ver­lassen kann, gilt Fol­gen­des: Nie­mals einen zu­ge­sen­de­ten Mail­an­hang öff­nen, der nicht vor­her ex­pli­zit ab­ge­sprochen wurde. Dies gilt auch für „harm­lose“ Da­tei­for­mate wie PDF. Wenn ein An­hang in einer Stan­dard­spam kommt, in de­ren Text nicht die ge­ring­ste In­for­ma­tion steht (außer viel­leicht ein paar tech­no­kra­tisch an­mu­ten­de Num­mern und Da­ten) und wenn be­haup­tet wird, dass die In­for­ma­tion im An­hang ist, han­delt es sich immer um Schad­soft­ware, und oft sogar um so ak­tu­elle, dass das An­ti­vi­rus-Pro­gramm da­ge­gen macht­los ist.

Solche Mails immer un­be­sehen löschen! Es gibt keinen ob­jek­ti­ven Grund, im Text der Mail nicht klar­zu­machen, um was zum hac­ken­den Hen­ker es ei­gent­lich geht. Es gibt aber – vor allem, wenns um Geld geht – sehr viele Gründe, sich so klar und un­miss­ver­ständ­lich wie nur ir­gend mög­lich aus­zu­drüc­ken. Kurz: Nie­mand, der bei Sin­nen ist, schreibt so etwas wie „Hallo, sie müssen wegen der Re­gis­trier­num­mer 08/15 grund­los acht­hun­dert Euro be­zah­len, nä­he­res fin­den sie heute nur im An­hang, tschüss!“. Wer in die­sem Stil schreibt, des­sen Mails soll­ten als Mail ge­fähr­licher Irrer oder Kri­mi­nel­ler be­han­delt werden.

Es gibt im Mo­ment eine ganze Flut von E-Mail mit an­ge­häng­ter Schad­soft­ware. Diese Pest kommt immer mal wieder. Im Moment sind es vor allem Of­fice-Do­ku­men­te mit Ma­kro­code und ori­gi­nelle Ver­suche wie die­se Java­script-Datei. Das ein­zi­ge, was sicher da­ge­gen schützt, ist ein soli­des Miss­trau­en gegen das Me­dium E-Mail, das sich grob an fol­gen­den Re­geln ori­en­tiert:

  1. E-Mail ist eines der Haupt­me­dien für Kri­mi­nel­le. Über E-Mail werden Be­trugs­ge­schäf­te ein­ge­lei­tet, über E-Mail wird Schad­soft­ware ver­sen­det, über E-Mail werden Hel­fers­hel­fer ge­sucht. E-Mail ist ge­fähr­lich, sowohl in tech­nischer als auch in psycho­lo­gischer Hin­sicht. Schade, dass sie auch so un­end­lich prak­tisch ist, dass man sie nicht ein­fach ver­mei­den kann…
  2. Das Öff­nen eines E-Mail-An­han­ges eines Un­be­kann­ten ist rus­sisches Rou­lette. Manch­mal geht es gut, aber das Ri­si­ko ist ge­waltig. Und auch Menschen, die glau­ben, dass ihre Com­puter „völ­lig un­in­te­res­sant“ sind, werden sich um­schau­en, wenn erst ein­mal an Adres­sen ihres Adress­buches mit ihrem Ab­sen­der Be­trugs­mails mit per­sön­lichen An­sprachen aus dem Adress­buch gehen – und sie sich in Kürze da­rauf ein­stel­len kön­nen, ihre Ge­schichte einem Un­ter­suchungs­ge­richt zu er­zäh­len. So etwas läuft be­reits. Die Tro­ja­ner der Kri­mi­nel­len sind keine harm­losen Spiel­zeuge klei­ner Kinder!
  3. Nie­mals an den Ab­sen­der einer E-Mail glau­ben! Der Ab­sen­der einer E-Mail ist leicht und völ­lig be­lie­big fälsch­bar. Das ein­zi­ge, was eine ge­wisse Sicher­heit über den Ab­sen­der schafft, ist die di­gi­tale Sig­natur von E-Mail – sie er­for­dert, im Be­sitz des pri­va­ten Schlüs­sels des Ab­sen­ders zu sein. Wo immer das ir­gend mög­lich ist, sollte di­gi­tal sig­niert werden und die Sig­na­tur ein­ge­hen­der E-Mail auch über­prüft werden.
  4. Jede nicht di­gi­tal sig­nier­te E-Mail ist als E-Mail eines Un­be­kann­ten zu be­trach­ten! Auch bei der Oma, auch beim Chef, auch beim alten Schul­freund. Das Fäl­schen des Ab­sen­ders ist so ein­fach, dass es jeder fort­ge­schrit­te­ne Fünf­jäh­ri­ge hin­be­kommt. Wenn ein An­hang dran­hängt, der wirk­lich so dring­lich sein könnte, dass man ihn schnell öff­nen soll­te: Nie­mals öff­nen, bevor te­le­fo­nisch ab­ge­klärt wurde, dass die E-Mail echt ist!
  5. Selbst so schnell wie mög­lich da­mit be­gin­nen, E-Mail di­gi­tal zu sig­nie­ren und an­de­re Menschen dazu an­lei­ten, dies eben­falls zu tun! Es ist die ein­zi­ge ein­fach an­zu­wen­den­de Schutz­maß­nahme gegen kri­mi­nel­le Irre­füh­run­gen, die uns zur Ver­fü­gung steht².

Ei­nen an­de­ren Weg zur Her­stel­lung von E-Mail-Sich­er­heit als die­se Um­sicht gibt es nicht. Zum Glück ist es ein re­la­tiv ein­facher Weg, der nichts kostet und nur ein wenig Auf­merk­sam­keit und Be­wusst­sein ver­langt – jeder Mensch von nor­ma­ler, all­tags­prak­tischer In­tel­li­genz sollte da­mit klar­kom­men. Wer wissen möchte, wie man E-Mail di­gi­tal sig­niert, fin­det re­la­tiv leicht ver­ständ­liche Hin­weise im Web. Nut­zer des Thunder­bird ge­hen ein­fach hier lang.

¹Kein Programmierer, der seinen Code noch pflegen muss oder pflegen können möchte, würde so programmieren.

²Warum die vom Phishing mutmaßlich um einen zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag geschädigten Banken nicht dazu übergehen, ihre gesamte E-Mail-Kommunikation digital zu signieren und ihre Kunden über diese Maßnahme aufzukären, damit jeder in die Lage versetzt wird, den Absender eine Bank-Mail sicher feststellen zu können, gehört zu den Fragen, die wohl nur die Banken beantworten können. Kleiner Tipp von mir: Kostengründe sind es nicht. Die Software ist nicht nur (mit ausgereifter Schnittstelle zu jeder gängigen Programmiersprache) verfügbar, diese Software ist auch frei; die einmaligen Kosten für eventuelle Programmanpassungen amortisieren sich binnen kürzester Zeit. Es fällt mir schwer, einen anderen Grund als Trägheit, Dummheit und Kundenverachtung zu finden.


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