Quantcast
Channel: Mail – Unser täglich Spam
Viewing all articles
Browse latest Browse all 3804

Nebenjob

$
0
0

Gut, dass ich vor ei­ni­ger Zeit mal einen Satz falscher Da­ten in eine mit Spam be­wor­be­ne Drecks­site ein­ge­ge­ben habe, um zu schauen, wo diese wieder raus­kom­men, denn sie kom­men täg­lich wieder raus. Heute gibts sogar einen „Job“!

Guten Tag Eli ,

Aha, das gleiche Pack, das mir die Da­ting-Be­trü­ger und die an­geb­lichen Ver­siche­rungs­ver­gleiche ins Post­fach macht, hat auch tolle Job­an­ge­bote. Und trotz der vielen Ar­beits­lo­sen gehen diese „Jobs“ nur mit il­le­ga­ler und aso­zia­ler Spam weg, ob­wohl…

derzeit suchen wir Mitarbeiter (m/w) für leichte Nebentätigkeiten, bequem von zu Hause aus.

…sie leicht und be­quem ne­ben­bei ge­macht werden könn­ten, und man dafür weder das Haus ver­las­sen muss noch ir­gend­ei­ne Qua­li­fi­ka­tion be­nö­tigt.

Wir bieten Ihnen:
– Flexible Arbeitszeiten / freie Zeiteinteilung
– Arbeiten von zu Hause aus
– Mit ca. 5/10 Stunden pro Woche 500-900 Euro möglich

Ich muss mich mal kurz ganz allgemein über Jobs aus der Spam auslassen:

Das völ­lig na­men­lose Un­ter­neh­men, das Ar­beit für jede Mail­adres­se hat, schreibt also lieber nicht, um was es bei dieser Ar­beit geht. Aber hey, dafür ist es…

Kein Verkauf, keine unseriösen Tätigkeiten – informieren Sie sich unverbindlich:

http://www.endlich-einen-nebenjob.info/[ID entfernt]/

…nicht un­seri­ös, was in einer aso­zia­len Spam eine be­son­ders lus­tige Zu­siche­rung ist. Das liegt daran, dass es sogar kri­mi­nell ist. Ent­weder übt man den Be­ruf „Post­an­schrift“ aus und em­pfängt al­ler­lei Pa­kete, die man um­packt und an Leute im Aus­land wei­ter­sen­det – in der An­kla­ge­schrift heißt das dann „Heh­le­rei“ und „ge­werbs­mä­ßi­ger Be­trug“. Oder aber, man übt den Be­ruf „Bank­kon­to“ aus und em­pfängt al­ler­lei Über­wei­sun­gen, die man über Western Union und Kon­sor­ten zu ano­ny­men „Part­nern“ wei­ter­sen­det – in der An­kla­ge­schrift heißt das dann „Geld­wäsche“, „ge­werbs­mä­ßi­ger Be­trug“ und „Ver­stoß ge­gen das Kre­dit­we­sen­kon­troll­ge­setz“. Kein Rich­ter geht an­ge­sichts dieser „Jobs“ da­von aus, dass man arg­los ge­han­delt hat, die Vor­strafe ist also völ­lig sicher, und ein län­ge­rer „Ur­laub“ in der näch­sten JVA ist nicht aus­zu­schlie­ßen. Und nach der Vor­strafe gibt es die zi­vil­recht­liche Haft­ung für den an­ge­rich­te­ten Scha­den, der leicht in sechs­stel­liger Höhe lie­gen kann. Da­für be­kommt man aber in der Regel auch sein ver­sproch­en­es „Ge­halt“ nicht oder nur in Form eines un­ge­deck­ten Schecks (was der Staats­an­walt eben­falls zur Last legt und „Scheck­be­trug“ nennt), denn die Ver­brecher wis­sen ge­nau, dass man nach höch­stens zwei Wochen von der Poli­zei er­mit­telt wird und da­nach eh „ver­brannt“ ist¹. Ja, für seine neuen „Ar­beit­ge­ber“ ist man ein Weg­werf­pro­dukt.

Das sind doch Aus­sich­ten, bei de­nen man „End­lich einen Ne­ben­job“ raus­juchzt! :mrgreen:

So viel in all­ge­mei­ner Breite zu den Job­an­ge­bo­ten aus der Spam. Wer mir das alles nicht glaubt – und warum soll­ten sie mir jetzt auch glauben, ich bin ja nur ein ko­mischer Blog­ger, der ir­gend­was im In­ter­net be­haup­tet – darf gern mal auf der näch­sten Poli­zei­dienst­stelle fragen. Das geht schnell und kos­tet nichts.

Aber tat­säch­lich hat die­ser Voll­idi­ot von Spam­mer ein ganz an­de­res An­ge­bot als das üb­liche „Job­an­ge­bot“ – seine Web­seite ist nur eine Wei­ter­lei­tung zu den tollen Geld­mach­tipps des Reich­werd­ex­per­ten Ben­ja­min Blüm­chen (siehe auch hier), der je­dem Menschen drei­hun­dert Euro am Tag mit einem tol­len „Trick“ ver­spricht, den er aber nur mit il­le­ga­ler und aso­zia­ler Spam los­wird, weil wohl nie­mand In­te­res­se an Geld hat. Und in­zwisch­en ist dieser freund­liche Tipp­ge­ber von der hart um­kämpf­ten Reich­werd­front of­fen­bar da­von über­zeugt, dass sogar ein Job­an­ge­bot in einer Spam seri­ö­ser aus­sieht als seine Reich­werd­me­tho­de. Der damit zum Aus­druck ge­brach­ten Selbst­ein­schät­zung von Ben­ja­min, dem tra­gisch­en Hel­den auf einem Berg aus Geld, mag ich nicht wi­der­sprechen. :twisted:

Mit freundlichen Grüßen,

Felix Scholz
Personalabteilung

Stets freund­lich wie ein Ge­nick­schuss
Dein Spammer

¹Wer auf so einen Müll reingefallen ist, so einen „Job“ macht und noch keinen Besuch der Ermittler bekommen hat, sollte sich sofort einen Rechtsanwalt nehmen. Dieser wird vermutlich empfehlen, dass man sich selbst anzeigt und mit den Ermittlern zusammenarbeitet, um über tätige Reue das Strafmaß zu drücken. Die Polizei steht sowieso demnächst vor der Tür, das lässt sich nicht mehr ändern. Es geht nur noch um Schadensbegrenzung.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 3804